Benelli Imperiale 400: Fahrbericht, Bilder, technische Daten, Preis | ADAC

2022-07-22 18:29:02 By : Mr. hongjin Jane

Die Benelli Imperiale 400 ist ein neues Klassik-Bike, dessen machtvoller Beiname viel verspricht und bei den Testfahrten auch einiges hält. Plus: Bilder, Daten, Preis.

Selbst im so hubraum-orientierten Deutschland steigt die Nachfrage nach Motorrädern in der Klasse von 300 bis 400 Kubik Hubraum. Jetzt kommt mit der Benelli Imperiale 400 eine weitere 400er auf den deutschen Markt: klassisch von den Speichenrädern bis zur Tank-Sitzbank-Linie mit hübschen Accessoires wie Kniekissen am Tank, Kotflügeln aus massivem Blech, allerlei Chrom-Zierrat und zwei Rundinstrumenten im Cockpit. Angesichts einer Motorleistung von kaum über 20 PS erscheint der Beiname "Imperiale" für die Benelli 400 zwar ein wenig hoch gegriffen, doch die Marke leitet ihn von einer 125er aus den 1950ern ab.

Echte Stilbrüche sind an der in China gebauten, aber am alten Benelli-Firmensitz im italienischen Pesaro entwickelten Vierhunderter nicht zu finden. Ein schwarz lackierter Rundscheinwerfer mit Chromring und Halogen-Glühbirne zeugt genauso von Designgespür wie die großen runden Blinker oder die Form des Edelstahl-Auspuffs im Peashooter-Stil, die Speichenräder und die 41-mm-Teleskopgabel. Für 4000 Euro plus 300 Euro Liefernebenkosten erscheint die Imperiale keinesfalls überteuert.

Bei allem Chic ist das kleine Klassik-Bike ganz schön stämmig ausgefallen. Der kräftige Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, die aus Stahl gefertigte Kastenschwinge, die sehr massiv wirkenden Fußrastenträger oder der ungeschlachte Fußbremshebel aus Rundstahl lassen es bereits erahnen: Mit 205 Kilogramm ist die Benelli schwerer als manche 1000er Naked. Erlaubt ist die recht hohe Zuladung von 190 Kilo.

Die Reifendimensionen, vorne ein 19-, hinten ein 18-Zöller, sind passend gewählt: Das Einlenken in Kurven erfolgt ausgesprochen leicht, selbst Wechselkurven gehen – auch dank des angenehm breiten Stahlrohr-Lenkers – leicht von der Hand. Der Geradeauslauf ist bis hin zur Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h unauffällig gut.

Allzu großen sportlichen Ambitionen steht nicht nur der defensive Grundcharakter der Imperiale, sondern in den meisten Fällen auch die mit 21,1 PS bescheidene Maximalleistung entgegen. Der luftgekühlte 374 Kubik-Zweiventil-Einzylindermotor mit obenliegender Nockenwelle entwickelt sie bei bescheidenen 5500 U/min, 29 Nm Maximaldrehmoment stehen bei 3500 U/min an. Im praktischen Fahrbetrieb kommt der Antrieb elastisch und durchzugsstark daher, zumeist ist man zwischen 2500 und 5000 Touren unterwegs.

Erstaunlicherweise dreht die Maschine bei Vmax vollständig aus und sogar höher: Mehrfach ließ sich vom Tacho 140 km/h ablesen, wobei der Drehzahlmesser stolze 6100 Touren anzeigte. Praktiziert man diese eigentlich nicht artgerechte Fahrweise, ist der Normverbrauch von 3,1 Liter pro 100 km natürlich nicht zu erreichen. Bei 50 Prozent Autobahn-Vollgas ergab sich bei der Testfahrt ein Verbrauch von 3,8 Liter/100 km, bei 30 Prozent Autobahn 3,65 l. Der zwölf Liter große Tank ermöglicht also Reichweiten von zumindest 300 Kilometern.

Wie der satte Sound, gefällt auch der Motorlauf ausgesprochen gut. Das Fünfganggetriebe arbeitet geschmeidig, ist gut abgestimmt und spielt zusammen mit der leichtgängigen Kupplung bestens mit. Besonders hoch ist der Spaßfaktor auf kleinen und kleinsten Straßen mit geringer Verkehrsdichte.

Das Bremsen bereitet keine Probleme: Vorne beißt eine Zweikolbenzange ordentlich in die 300er-Scheibe, hinten unterstützt eine Einkolbenzange, die auf eine 240er Scheibe zugreift. Das ABS ist notfalls mit einer sauberen Regelung zur Stelle. Die 41er-Telegabel mit 12,1 cm Federweg hinterlässt einen positiven Eindruck, die beiden in der Vorspannung einstellbaren Stoßdämpfer am Heck bieten 9,2 cm Federweg und neutralisieren zusammen mit dem ordentlich gepolsterten, ausreichend großen Sitz Unebenheiten auf der Piste.

Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, 2 Ventile pro Zylinder, SOHC, 374 ccm Hubraum, 15,5 kW/21 PS bei 5500 U/min, 29 Nm bei 4500/min; Einspritzung, 5 Gänge, Kettenantrieb

Höchstgeschwindigkeit 120 km/h, Normverbrauch lt. EU5 3,1 l/100 km, Testverbrauch (meist Landstraße) durchschnittlich 3,7 l/100 km, (je nach Fahrweise 3,65–3,8 l/100 km)

Doppelschleifen-Stahlrahmen; vorne Teleskopgabel ø 41 mm, 121 mm Federweg; hinten Stahl-Zweiarmschwinge, Stereo-Federbeine, Vorspannung einstellbar, Federweg 92 mm; Aluminium-Speichenräder; Reifen vorne 100/90-19, hinten 130/80-18. 300 mm Einscheibenbremse vorne, 240 mm Einscheibenbremse hinten

Radstand 1440 mm, Sitzhöhe 810 mm, Gewicht fahrfertig 205 kg, Zuladung 190 kg; Tankinhalt 12 Liter

Für 4000 Euro plus Liefernebenkosten bietet die Benelli Imperiale 400 auf den zu ihr passenden Straßen hohen Fahrspaß, wenn man sich mit 21 PS zufriedengeben will. Trotz der geringen Motorleistung ist die Italo-Chinesin ein vollwertiges Motorrad.

Ihre stilsichere Formgebung, aber auch die Verarbeitung und die Ausstattung – genannt seien gute Chromspiegel, die großzügige Instrumentierung, der verstellbare Bremshebel, die Edelstahl-Auspuffanlage und der Schlüssel mit Klapp-Bart – lassen die Imperiale preiswert erscheinen. Für Einsteigerinnen und Einsteiger mit einem Faible für Retrobikes, aber auch für erfahrene Leute mit Sinn für sparsame Motorisierung ist die Benelli Imperiale 400 durchaus zu empfehlen.

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Text: Ulf Böhringer/SP-X

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